Eltern sind unzufrieden mit neuer Schulküche und werfen der Behörde vor, Zusagen nicht einzuhalten

Lokstedt. An der Grundschule Hinter der Lieth wird der Aufstand geprobt: Der Elternrat hat zum Boykott der neuen Küche aufgerufen. Mehr als 200 Eltern folgen bereits dem Appell. Die Losung lautet: „Bleibt die Küche ohne Koch, bleibt die Kantine ohne Kinder.“ Ein radikaler Weg, der dem Ärger über die Schulbehörde geschuldet sei. Denn bei Bau und Planung der neuen Küche soll das Amt Zusagen nicht eingehalten haben. „Seit mehr als einem halben Jahr sitzen wir in Planungsrunden mit der Behörde, Schulbau Hamburg und unserem Caterer, um eine Küche zu bekommen, in der das Essen frisch gekocht wird“, sagt Leif Bothmann, Vorsitzender des Elternrates. „Und dann wird die Planung über den Haufen geworfen und eine Aufwärmkantine umgesetzt, mit der unser Essensversorger gar nicht arbeiten kann.“

Für die Ganztagsbetreuung (GBS) wurde auch die Grundschule Hinter der Lieth ausgebaut, die Finanzbehörde beziffert die Kosten für den ersten Abschnitt auf 1,8 Millionen Euro. Im März hatten Lehrerkonferenz und Elternrat beschlossen, auch bei der Verpflegung der 250 Kinder neue Wege zu gehen. Frische Kost, vor Ort zubereitet – das war der Plan. Die Wahl beim Partner fiel auf einen Versorger, der bereits mit Hamburger Schulen kooperiert und auf frische Kost spezialisiert ist.

Laut einer Mail der Schulleiterin an den Elternrat kam im April die Zusage für eine Produktionsküche. „Soeben rief mich Herr ... (der Oberschulrat) an: Den Antrag auf Frischküche erhielt er am 15.04.13 und gab seine Zustimmung. Er leitete diesen ... weiter.“ Im Mai wurden Schwierigkeiten bei der technischen Umsetzung deutlich. Laut Elternrat habe man sich daraufhin in drei weiteren Planungsrunden mit der Schulbehörde auf ein abgespecktes Modell geeinigt, auf eine Mischform aus Aufwärm- und Frischküche.

Die Schulbehörde stellt den Fall anders dar. Peter Albrecht, Sprecher von Senator Ties Rabe (SPD): „Es wurden keine konkreten Zusagen gemacht.“ Standard für alle GBS-Standorte sei eine Aufwärmküche. Eine Mischform gebe es laut „Schulbau Hamburg“ (das ausführende Amt) nicht. Produktionsküchen dürften nur unter bestimmten Bedingungen gebaut werden, etwa wenn mehrere Schulen beliefert werden und die Kosten durch den „Rahmenplan Schulbau“ finanziert werden können. 53 Produktionsküchen gebe es dennoch laut Schulbehörde in der Stadt, darunter auch kleinere, die Kosten schwanken zwischen 200.000 und 700.000 Euro.

„Mit dieser Küche fühlen wir uns auf den Arm genommen“, sagt Jörn Ehlers, stellvertretender Elternratsvorsitzender. In einer Stellungnahme der Behörde heißt es hingegen: Mehr als Wünsche seien weder der Schulbehörde, noch Schulbau Hamburg Amt bekannt. Aber um dem Elternwunsch entgegenzukommen und eine Erweiterung der Küche nicht auszuschließen, sei baulich vorgesorgt worden. Eine Aufrüstung der Küche, der Elternrat hat das durchgerechnet, würde etwa 15.000 Euro kosten. Im Notfall würden die Eltern das auch mit Spenden leisten wollen. Laut Peter Albrecht sei die Behörde auch an einer deeskalierenden Einigung interessiert: „Wir sind weiter in Gesprächen.“ Die gewählte Protestform trage aber kaum zur Entspannung bei: „Boykottaufrufe sind da wenig hilfreich.“